Zusammenarbeit zwischen IFA-Museum und Schachtbau haucht historischer Technik neues Leben ein

Nordhausen – Das IFA-Museum Nordhausen blickt auf mehr als 100 Jahre Geschichte des IFA-Industriestandortes zurück: Vom frühen Landmaschinenbau über Raketenbau bis hin zu Pionierleistungen in der Motorentechnik. Über die Jahre brachte das IFA-Motorenwerk zahlreiche Prototypen hervor. Mit verschiedensten Restaurierungsprojekten bewahrt und belebt der Verein heute als Betreiber des Museums eindrucksvoll ein einzigartiges Stück deutscher Techniktradition. In enger Zusammenarbeit mit der Ausbildungsabteilung von Schachtbau Nordhausen wird derzeit ein besonderes Projekt realisiert: die aufwändige Instandsetzung einer historischen „Brockenhexe“, eines legendären Radschleppers aus DDR-Produktion.

 

Von der Landtechnik bis zur Raketenforschung – eine bewegte Geschichte

Die Wurzeln des Nordhäuser Motorenwerks reichen tief in die Industriegeschichte des Landes zurück. Schon früh wurden in Nordhausen Motorlokomotiven, Landmaschinen und innovative Motorentechnik gefertigt.

Während des Zweiten Weltkrieges stellte das Werk Panzermotoren auf höchstem technischem Niveau her. Ab 1945 fertigte das Motorenwerk Nordhausen in Zusammenarbeit mit dem Standort Bleicherode dann für kurze Zeit sehr erfolgreich Raketentechnik, bevor im Jahr 1947 die Besatzungsmächte nach der Räumung fast alle Gebäudekomplexe in Nordhausen zerstörten. Übrig blieben nur das Verwaltungsgebäude und zwei Hallen. Doch die Mitarbeiter ließen sich nicht entmutigen: Die Hallen wurden wieder aufgebaut und ab 1965 konzentrierte man sich auf die Dieselmotorenproduktion, die bis 1990 fortgeführt wurde. Neben Motoren entstanden zu DDR-Zeiten auch Konsumgüter, etwa der legendäre IFA-Handwagen. Zuletzt wurden Fahrräder hergestellt – und zwar noch bis in die 2000er Jahre. Damit überdauerte die Fahrradfertigung die Schließung des IFA Motorenwerks Nordhausen im Jahr 1994 noch einige Jahre. 

 

Tradition trifft Technikbegeisterung – die Brockenhexe kehrt zurück

Ein besonderer technischer Schatz im Museum ist der ZT300-Prototyp mit umschaltbarem LNG-Dieselantrieb aus dem Jahr 1984 – ein Beispiel für frühe alternative Antriebstechno-logien. Dank der liebevollen Zuwendung der Vereinsmitglieder um Udo Kürbis ist der hybride ZT300 noch immer funktionsfähig. Nun möchte der IFA-Museum Nordhausen e.V. einem weiteren DDR-Relikt neues Leben einhauchen. Gemeinsam mit Schachtbau Nordhausen arbeiten die Vereinsmitglieder seit zwei Jahren an der Restaurierung einer Brockenhexe, eines robusten Radschleppers aus DDR-Zeiten. Von diesem Traktor in Blockkonstruktion wurden von 1949 bis 1952 im Volkseigenen Betrieb (VEB) Schlepperwerk Nordhausen knapp 2.000 Stück mit und ohne Führerhaus produziert. Derzeit verfügt die Dauerausstellung des Museums bereits über eine restaurierte Brockenhexe mit Einzeleinspritzpumpen. Bis das zweite Exemplar ausstellungsreif ist, bedarf es noch einiger Zeit und Mühe. 

Das nun in Restaurierung befindliche Exemplar wurde dem Museum von einer Privatperson zum Verkauf angeboten. Originaldokumente dazu existierten jedoch nicht mehr. Anhand alter Skizzen und Zeichnungen als Basis, fertigte der Schachtbau-Azubi Louis Piskulla dann ein neues Auspuffrohr. Der angehende Konstruktionsmechaniker, der aktuell sein drittes Ausbildungsjahr absolviert, hat das Rohr per Anreißen, Zuschneiden und Walzen gefertigt. Mehrfach nahm er Anpassungen vor, bevor er es schließlich verschweißen konnte.  Für Louis Piskulla war das eine gute Gelegenheit, seine Fertigkeiten auszubauen und zu vertiefen – für den Verein erwuchs daraus eine ebenso wertvolle wie effektive Zusammenarbeit. Neben dem Auspuff wurde auch die stark verbeulte Motorhaube der „Brockenhexe“ von Schachtbau instandgesetzt und dabei der Flansch erneuert und überarbeitet. Mit großem Einsatz begleitet Vereinsmitglied Udo Kürbis das Projekt und berichtet stolz von der guten Zusammenarbeit mit Schachtbau-Ausbildungsmeister Kai Krauthöfer und Louis Piskulla.   

Der IFA-Museumsverein zählt heute rund 150 Mitglieder, von denen etwa 20 aktiv am Erhalt und Betrieb des Museums mitwirken. Dadurch ist das Museum an fünf Tagen pro Woche für Besucherinnen und Besucher geöffnet. Mit großem Engagement, Ideenreichtum und der Unterstützung der regionalen Industrie bewahren die Vereinsmitglieder die Geschichte der Nordhäuser Ingenieurskunst.

 

Zusammenarbeit Schachtbau und IFA-Museum

Kai Krauthöfer, Louis Piskulla und Udo Kürbis vor der bereits restaurierten Brockenhexe in der Ausstellung des IFA-Museums
Kai Krauthöfer, Louis Piskulla und Udo Kürbis vor der bereits restaurierten Brockenhexe in der Ausstellung des IFA-Museums
Louis Piskulla, Kai Krauthöfer und Udo Kürbis vor der Brockenhexe, die gerade gemeinschaftlich instandgesetzt wird
Louis Piskulla, Kai Krauthöfer und Udo Kürbis vor der Brockenhexe, die gerade gemeinschaftlich instandgesetzt wird

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