Wahrzeichen kehrt zurück – Fördergerüst in Freiberg eingehoben

  • 15.11.2021
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Freiberg – Nachdem im Frühjahr das in den 1950er Jahren errichtete Fördergerüst des Lehr- und Forschungsbergwerks Reiche Zeche in Freiberg in einer spektakulären Aktion demontiert und ausgehoben wurde, erfolgte auf ebenso aufsehenerregende Weise am 3. November der Einhub des neuen Fördergerüsts und der Schrägstrebenstütze. Die übrigen Bestandteile wie Seilscheibenbühne, Seilscheiben und Begehanlagen konnten aufgrund der extremen Wetterlage erst am 6. November eingehoben werden. Mit dem Einheben des Ersatzneubaus des Fördergerüsts hat das von der TU Bergakademie Freiberg in Auftrag gegebene Projekt seinen Höhepunkt erreicht. 2019 erhielt die MMG Mitteldeutsche Montan GmbH den Auftrag zur Planung und Bauüberwachung des Projekts. Im November 2020 wurde schließlich die ARGE aus SCHACHTBAU NORDHAUSEN GmbH, SCHACHTBAU NORDHAUSEN Bau GmbH und SCHACHTBAU NORDHAUSEN Stahlbau GmbH mit der Ausführung der Rekonstruktion und Sanierung betraut. Bei dem Projekt mit einem Auftragsvolumen von 2,5 Mio. Euro sollten möglichst viele Bestandteile saniert und wieder eingebaut werden, alle übrigen baugleich ersetzt werden.

Bereits Ende Oktober wurden die einzelnen Einheiten des Fördergerüsts von Nordhausen nach Freiberg transportiert, wo die vor Ort sanierte Schrägstrebenstütze lagerte.
Unter Aufsicht der Projektleiter von Schachtbau Nordhausen und MMG, Knut Große und Undine deBortoli sowie Frank Malchau, der für die Stahlbauarbeiten verantwortlich war, wurde am 3. November neben dem Fördergerüst auch die 26 m lange Schrägstrebenstütze zurück an ihren Bestimmungsort gesetzt. Da diese konstruktiv noch in gutem Zustand war, konnte sie saniert und anschließend wieder eingebaut werden. Aufgrund der schlechten Wetterverhältnisse musste jedoch das für den nächsten Tag geplante Einheben der Seilscheibenbühne, der Seilscheiben und der Begehanlangen auf den 6. November verschoben werden. Samstag Nachmittag erhielt das Fördergerüst dann bei bestem Wetter auch seine übrigen Bestandteile zurück: Nachdem die Seilscheibenbühne und die sanierten Seilscheiben montiert worden waren, konnten im letzten Schritt auch die Begehanlagen am Fördergerüst angesetzt werden.

In den zurückliegenden sechs Monaten wurden das Fördergerüst, die Schachtträger, die Seilscheibenbühne sowie die Begehanlagen unter der Leitung von Frank Malchau in den Produktionshallen der SCHACHTBAU NORDHAUSEN Stahlbau GmbH gefertigt. Für den Zusammenhalt des ca. 34 t schweren Fördergerüsts, sorgen über 4.500 Schrauben. Jede dieser Schrauben sowie zahlreiche Abdichtungen mussten im nächsten Schritt in der Korrosionsschutzhalle von Hand vorbehandelt und vorgestrichen werden. Erst danach konnte der gesamte Stahlbau in vier Anstrichen mit einer 300 µm Gesamttrockenschichtdecke lackiert werden. Mehrere Monate waren die Lackierer daher mit dem Beschichten des Fördergerüsts beschäftigt.

Am 25. Oktober machte sich der Stahl-Koloss dann auf den Weg nach Freiberg, wo zuvor bereits die übertägigen Konstruktionen des Förderkomplexes Reiche Zeche mit Hilfe aufwendiger Krantechnologie wieder eingebaut worden waren. Im September erfolgte zunächst der Einhub der beiden neuen Schachtträger als ein komplexer Stahlrahmen. Schwere Krantechnik manövrierte das 6,5 t schwere Stahlbau-Element über das geöffnete Dach in die Schachthalle. Ihm folgte nun mit dem Fördergerüst das Herzstück der Anlage. Mit dem teilsanierten und rekonstruierten Fördergerüst erhielt die Region um Freiberg nach einem halben Jahr ihr prägendes Wahrzeichen wieder zurück.
Bis Jahresende erfolgen nun noch Nacharbeiten im und am Schachtgebäude. Mit dem Abschluss der Sanierungsarbeiten der Übertageanlagen ist der erste Abschnitt der umfangreichen Schachtsanierung beendet. Über die nächsten Jahre hinweg wird die TU auch gemeinsam mit Schachtbau die Sanierung des Bergwerks untertage fortführen. Die SCHACHTBAU NORDHAUSEN GmbH pflegt zudem eine langjährige Partnerschaft mit der Universität und beschäftigt derzeit 19 Angestellte (8,8 % der Angestellten), die ihr Studium an der TU Bergakademie Freiberg erfolgreich absolviert haben und nun ihr Wissen in das prestigeträchtige Projekt einfließen lassen konnten.